Seit Anfang des letzten Jahrhunderts hielt die Fotoabteilung der Rotterdamer Polizei alle Sorgen und Nöte auf Film fest. Wenn es ein Verbrechen gab, begab sich der Polizeifotograf an den entsprechenden Ort und machte die nötigen Schnappschüsse. Manchmal befand er sich in einer Räuberhöhle oder in einem Gebäude, in dem ein Mord begangen worden war, während er in einem anderen Fall zu einem Einbruch gehen musste, bei dem ein aufgebrochener Safe gefunden worden war. Er fotografierte auch Falschgeld, Einbruchswerkzeug mit den dazugehörigen Marken oder einen angeblichen Waffenschmuggelfall. Die Glasnegative gingen nach dem erfolgreichen oder erfolglosen Abschluss des Falles an das Archiv, wurden aber später nach einer oder mehreren Säuberungsaktionen vernichtet. Damit ging ein Stück der Stadtgeschichte und ihrer kriminellen Vergangenheit verloren. Was blieb, waren Bücher mit in der Regel noch nie veröffentlichten Drucken. Glücklicherweise haben diese Bücher die Zerstörung des Archivs überlebt und sind nach mehreren Umzügen wieder aufgetaucht. Die Ereignisse hinter den Fotografien konnten mit Hilfe von Zeitungsartikeln rekonstruiert werden. Durch die Aufnahme des Textes zusammen mit den einzigartigen Fotografien in diesem Buch wird ein oft unbekannter Teil der Kriminalgeschichte Rotterdams in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts beleuchtet. Es enthüllt auch Fragmente des Stadtbildes, die für immer verschwunden sind.
Über den Autor: Frank van Riet ist Historiker. Er promovierte 2008 in Amsterdam über die Rolle der Rotterdamer Polizei während der Besatzungszeit.