Ein beträchtlicher Teil der Geschichte der Besetzung von Dordrecht ist seit Mai 1945 tabuisiert worden. Dieses Buch deckt diese vertuschte Geschichte auf und zeigt, dass mit der Besetzung mehr Geheimnisse und Mysterien verbunden waren, als man lange dachte. Drei Dordrechter Männer von der politischen Polizei wurden zu berüchtigten Komplizen der Besatzer. Einer von ihnen, Harry Evers, spielte angeblich ein doppeltes Spiel. Während er in verschiedenen Kreisen als fanatischer Judenjäger und Kriegsverbrecher bekannt war, soll Evers auf geniale Weise mit der Spitze des Untergrunds zusammengearbeitet haben. Da diese Führungsriege Evers bis zum bitteren Ende unterstützte, konnte er nach der Befreiung scheinbar mühelos die Uniform der Internen Streitkräfte anziehen. Er wurde sogar Chef des örtlichen Büros für Nationale Sicherheit, während seine unmittelbaren Kollegen in Internierungslagern eingesperrt wurden. Die verschiedenen Gruppen innerhalb der Dordrechter Illegalität wurden bis auf die Knochen gespalten. Schon während der Besatzung und auch danach sollte sich eine dauerhafte und unüberbrückbare Kluft entwickeln. Fragment: In den letzten Monaten vor der Befreiung erreichten Verrat und Terror ein noch nie dagewesenes Ausmaß. Der Hunger tötete die Menschen, während fünf Jahre Nazi-Propaganda Gift in viele Seelen gespritzt hatten. NSBs, Provokateure, SS und andere Mitläufer sahen die endgültige Katastrophe nahen und begannen, sich wie Desperados zu verhalten, die nichts mehr zu verlieren hatten oder wurden plötzlich zu fanatischen Widerstandskämpfern. Frank van Riet zeigt mit Die Dordt-Affäre, dass es immer noch eine offene Wunde gibt, die auch nach vielen Jahren nicht heilen will. Er kommt zu verblüffenden Erkenntnissen und Schlussfolgerungen über Widerstand, Verfolgung und Verrat in und außerhalb von Dordrecht. Frank van Riet (1964) schrieb zuvor u.a. De bewakers van Westerbork und Handhaven onder de Nieuwe Orde. Dieses Buch wurde für den Mr. J. Dutilh-Preis nominiert.